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Was ist eigentlich... Aufstellungsarbeit? - Teil 2

Aktualisiert: 19. Apr.

Aufstellungsarbeit lädt dazu ein, sich der eigenen Wirklichkeit zu stellen und neue Perspektiven zu gewinnen. Erfahren Sie in diesem zweiten Teil mehr über die vielfältigen Formen von Aufstellungsarbeit - und woraus es ankommt für eine gelungene und verantwortungsvolle Aufstellung. Mehr zu Inhalt, Ablauf und Haltung in der Aufstellungsarbeit lesen Sie hier.


So unterschiedlich die Anliegen sind, mit denen Menschen in eine Aufstellung kommen, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten der Aufstellungsarbeit. Die Methode hat sich in den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt – und mit ihr die Aufstellungsarten und -formen: von klar strukturierten Formaten bis hin zu freiem, prozessorientiertem Arbeiten.


Arten von Aufstellungen

Familienaufstellungen 

Die bekannteste Art der Aufstellungsarbeit. Hier geht es darum, unbewusste Verstrickungen und Bindungen im Familiensystem sichtbar zu machen. Oft wirken übernommene Gefühle, unausgesprochene Loyalitäten oder ausgeschlossene Elemente – etwa Personen, Erlebnisse oder Anteile, die keinen Platz bekommen haben. Eine Aufstellung kann helfen, diese Zusammenhänge zu erkennen und neue innere Ordnungen zu ermöglichen – mit dem Ergebnis, freier den eigenen Weg gehen zu können.


Biografische Aufstellungen 

Im Mittelpunkt steht die eigene Lebensgeschichte. Lebensphasen, prägende Erfahrungen oder zentrale Beziehungsmomente werden in ihrer Wirkung sichtbar – nicht, um Vergangenes zu analysieren, sondern um es innerlich zu integrieren.  Das kann helfen, sich mit der eigenen Lebensgeschichte zu versöhnen und neue Ressourcen freizulegen.  Wenn alter Schmerz gesehen wird, kann er heilen. Und wenn das ureigene Potenzial gespürt wird, kann es sich entfalten.


Organisations- und Businessaufstellungen 

Auch berufliche Kontexte lassen sich aufstellen – sei es ein Team, ein Projekt, eine Entscheidung oder ein Kundenbeziehungsfeld. Strukturen, Rollen, Zielkonflikte oder Blockaden in Prozessen werden sichtbar. So entsteht Orientierung und Klarheit für die nächsten Schritte.


Symptomaufstellungen 

Körperliche Symptome, die über eine kurzzeitige Unannehmlichkeit hinausgehen, können Hinweise auf unbewusste seelische Prozesse sein.  In einer Symptomaufstellung betrachten wir das Symptom und die damit zusammenhängenden inneren Bilder und Haltungen – nicht als Störfaktor, der weggemacht werden muss, sondern als Botschafter und Wegweiser, der ernstgenommen werden will.


Paaraufstellungen 

In Paarbeziehungen wirken oft Muster aus unserer Herkunftsfamilie oder unserer Kindheit weiter. Eine Aufstellung kann helfen, gegenseitige Projektionen, Ängste oder Bindungsdynamiken sichtbar zu machen – gemeinsam oder stellvertretend durch eine Person.  Ziel ist nicht das Reparieren, sondern ein klares Sehen und Spüren, was in der Beziehung woher kommt, wie es wirkt – und wohin es sich bewegen möchte.


Formen der Aufstellungsarbeit

Aufstellungsarbeit wurde ursprünglich im Gruppensetting entwickelt – mit Stellvertretern, die reale Personen oder Elemente im Raum repräsentieren. Diese Form ermöglicht ein unmittelbares Erleben, direkte Resonanz und oft tiefgreifende Prozesse.


Daneben hat sich das Einzelsetting als ebenso wirksame Form etabliert. Hier wird mit Bodenankern, Symbolen oder Figuren gearbeitet. Ebenso kann sich die Aufstellungsleiterin als Stellvertreterin für eine relevante Position zur Verfügung stellen. Auch ohne weitere Personen im Raum entsteht ein lebendiges Bild der inneren Dynamik – in einer besonders konzentrierten und geschützten Atmosphäre.

Beide Formate haben ihre eigene Qualität. Entscheidend ist, was im jeweiligen Moment stimmig ist – für die aufstellende Person, das Anliegen und den Rahmen, in dem gearbeitet wird.


Qualität und Grenzen der Aufstellungsarbeit

Aufstellungsarbeit ist eine kraftvolle Methode – gerade deshalb braucht sie einen klaren und verantwortungsvollen Rahmen. Die Wirksamkeit einer Aufstellung hängt nicht allein von der Methode ab, sondern vor allem von der Haltung und Kompetenz des Aufstellungsleiters.

Wichtige Qualitätsmerkmale sind:


Fundierte Ausbildung 

Eine solide und praxisnahe Ausbildung bildet das Fundament. Sie umfasst sowohl methodisches Wissen und Üben als auch tiefgehende Selbsterfahrung und kontinuierliche Supervision.


Menschliche Reife 

Es bedarf der Fähigkeit, einen sicheren Raum für die aufstellende Person zu schaffen und zu halten. Die Aufstellungsleiterin sollte den Prozess achtsam und präsent begleiten – und sich dabei gleichzeitig so weit wie möglich zurücknehmen.  Eine Aufstellung wirkt umso tiefer, je weniger eingegriffen oder gesteuert wird. Die Tiefe der möglichen Erkenntnis ist dabei stets auch an den inneren Erfahrungshorizont des Aufstellungsleiters gebunden.


Empathie und Achtsamkeit 

Es braucht ein feines Gespür für Tempo, Tiefe und Sprache – sowie für die inneren Prozesse und Dynamiken unter allen Beteiligten. Dazu gehört auch, die Grenzen der Beteiligten wahrzunehmen, um sie achten zu können.


Ethisches Handeln 

Eine professionelle Leitung respektiert Grenzen, urteilt nicht und weiß um den Unterschied zwischen Begleitung und Einflussnahme.


Und wo sind die Grenzen?

Was sich in einer Aufstellung zeigt, ist keine objektive, absolute Wahrheit.  Es sind innere Bilder, prägende Erinnerungen und subjektive Wahrheiten – und genau damit kann man wirkungsvoll, tiefgreifend und nachhaltig arbeiten. 


Eine Einladung zu innerem Wachstum und mehr Leichtigkeit im Leben.







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