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Was ist eigentlich... Aufstellungsarbeit? - Teil 1

Aktualisiert: 19. Apr.

Einblick in Haltung, Wirkung und Ablauf

Aufstellungsarbeit ist eine kraftvolle Erkenntnismethode, die sowohl für persönliches und berufliches Wachstum als auch als therapeutisches Werkzeug genutzt werden kann. Sie lädt dazu ein, hinzuschauen – nicht nur mit dem Verstand, sondern mit allen Sinnen. Sie schafft Räume, in denen sichtbar wird, was uns im Inneren bewegt – oft jenseits dessen, was wir gedanklich bereits erfasst haben. Und sie ermöglicht das, was im Alltag so selten geschieht: innehalten, wahrnehmen, erkennen. Nicht um etwas aktiv zu verändern, sondern um sich der eigenen Wirklichkeit zu stellen.


Der Kern: Repräsentative Wahrnehmung

Die Grundlage jeder Aufstellungsarbeit ist die sogenannte repräsentative Wahrnehmung. Dabei übernehmen Stellvertreter*innen – meist andere Teilnehmer*innen einer Gruppe – intuitiv die Rolle von Personen, Gefühlen oder sogar abstrakten Elementen eines Systems, zum Beispiel Loyalität, Angst, beruflicher Erfolg oder Teamgeist. Sie treten für diese Elemente ein, ohne sie zu kennen oder zu analysieren – und dennoch geschieht etwas Bemerkenswertes: Sie nehmen wahr.

Körperlich, emotional, energetisch – nehmen sie wahr, was zum Innenleben der aufstellenden Person gehört. Und das oft mit erstaunlicher Präzision.


Diese Wahrnehmung geschieht vor jeder kognitiven Deutung – roh, unmittelbar, unzensiert. Sie ist keine antrainierte Fähigkeit und auch nichts Esoterisches, sondern eine genuin menschliche Fähigkeit, die uns allen innewohnt und immer zur Verfügung steht.

Und oft liegt genau in dieser Wahrnehmung bereits ein erster Schritt zur Lösung:„Es geht nicht darum, etwas zu machen, sondern sich unserer Wirklichkeit zu stellen, indem wir sie wahr-nehmen, also als wahr annehmen.“


Wie läuft eine Aufstellung ab?

Am Anfang steht das Anliegen der aufstellenden Person. Das kann eine familiäre oder partnerschaftliche Fragestellung sein, eine berufliche Situation, ein innerer Konflikt oder ein körperliches Symptom. Gemeinsam mit dem Aufstellungsleiter wird die zugrunde liegende Fragestellung geklärt. Oft ergeben sich bereits durch dieses Vorgespräch neue Perspektiven – und damit neue Erkenntnisse.


Anschließend werden Stellvertreter*innen ausgewählt: für relevante Personen, innere Anteile oder abstrakte Begriffe. Diese stellen sich – geleitet durch ihre Wahrnehmung – frei im Raum auf. Bewegungen, Blickrichtungen, körperliche Empfindungen und verbalisierte Wahrnehmungen spiegeln innere Wahrheiten der aufstellenden Person und lassen tiefere Dynamiken sichtbar werden.


Die Aufgabe der Leiterin ist es, den Prozess achtsam zu begleiten, behutsam zu moderieren und den Raum zu halten. Eine Aufstellung folgt keinem vorgefertigten Drehbuch – sie entfaltet sich aus dem, was im Moment sichtbar wird. Dabei geht es nicht um objektive Wahrheiten oder biografische Details, sondern um erlebbare Zusammenhänge.


Es geht darum, innere Bewegungen und Wirkungen zu erkennen – und bisher Ungesehenes oder Ausgeschlossenes zu integrieren.


Und was passiert danach?

Eine Aufstellung wirkt über den Moment hinaus nach. Oft braucht es etwas Zeit, bis sich das Erlebte innerlich gesetzt und sortiert hat. Es braucht keiner weiteren Arbeit am Anliegen, nur Geduld. Neue Bilder, eine spürbare Entlastung oder freigewordene Kraft und Ressourcen entfalten ihre Wirkung nach und nach über Tage, Wochen oder gar Monate hinweg – leise, aber nachhaltig.


Im nächsten Beitrag gebe ich einen Überblick über die verschiedenen Formen der Aufstellungsarbeit, ihre Anwendungsbereiche und worauf es ankommt – damit Sie für sich herausfinden können, welche Art von Aufstellung zu Ihrem Anliegen passt.

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